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Ausstellung

Ausstellung "Perpetually at the Center" von Claire Morgan in der Galerie Karsten Greve

Kann 2, 2024

Claire Morgan, "Life Support", 2017. Mit freundlicher Genehmigung von Claire Morgan Studio.

Für den zufälligen Betrachter sind Claire Morgans Skulpturen kaum mehr als wunderschöne Nachbildungen der Natur - fein detaillierte Darstellungen von Flora und Fauna in gedämpften Pastelltönen. Ein genauerer Blick auf ihre Arbeit zeigt jedoch eine Realität, die weitaus dunkler ist.

Morgan verwendet taxidermierte Tiere als Kernstück ihrer schwebenden Installationen und untersucht die komplexe Beziehung zwischen Menschen und der natürlichen Welt. In "Life Support" schwebt Morgan zwei Vögel neben einer fragilen Welt aus Plastikabfällen. Indem der Künstler das Organische mit dem Anorganischen umgibt, stellt er eine direkte Verbindung zwischen menschlichen Handlungen und dem Schaden her, der der natürlichen Welt zugefügt wurde und der nicht zu ignorieren ist.


In anderen Arbeiten befestigt sie akribisch Nylonfäden an durchsichtigen Materialien wie Löwenzahnsamen oder toten Fliegen und hängt sie in transparenten Glasvitrinen von der Decke. Zum Beispiel werden in einem ihrer Werke Löwenzahnsamen auf Nylon aufgereiht und neben einem taxidermierten Seidenschwanzvogel ausgestellt. Indem sie sich bemüht, Beständigkeit im Vergänglichen zu schaffen, spiegelt sie die angeborene menschliche Besessenheit von Bewahrung und Unbeweglichkeit wider.

Claire Morgan, „Bis zum Ende“, 2017. Mit freundlicher Genehmigung von Claire Morgan Studio.

Morgan erklärt, dass ihre Arbeiten stark von Ereignissen weltweit wie der anhaltenden Flüchtlingskrise und der ökologischen Katastrophe beeinflusst werden, und fügt hinzu, dass sie schon immer von Menschlichkeit und Sterblichkeit fasziniert war.


Die Hauptinspiration der Künstlerin liegt jedoch in ihrer persönlichen Reaktion. Morgan verfolgt Verbindungen von Religion und Mythologie bis hin zu aktuellen humanitären Krisen und versucht, die zyklische Natur von Geburt, Tod und Regeneration in ihren Werken zu untersuchen. Mit starker Symbolik in ihren Materialien reagiert sie mit ihren Arbeiten auf moderne Themen wie Konsumismus und Desensibilisierung. "Es ist wahrscheinlich erwähnenswert, dass die schwierige Position meiner eigenen Arbeit innerhalb dieses Zyklus für mich nicht verloren geht", fügt sie hinzu.

Abgesehen von der Taxidermie, die Morgan mit ihren eigenen Händen praktiziert, ist der Prozess der Künstlerin sowohl akribisch als auch fast rituell. Neben den Tieren selbst verwendet sie auch die Rückstände des Präparators als Arbeit an sich. Elemente wie Knochen und Körperflüssigkeit sind die Essenz ihrer charakteristischen „Blutzeichnungen“, die die Reste des Prozesses mit gewöhnlichen Medien wie Bleistift und Aquarell kombinieren.

In „Eternal Return“ verwendet sie neben Taxidermie-Rückständen auch Acrylfarbe und Bleistift, um ein Stück zu schaffen, das sowohl in seiner Erscheinung als auch in seiner Mehrdeutigkeit grausam ist. Als Betrachter ist es unmöglich, die Zeichnung zu betrachten und sich nicht zu fragen, welche Teile davon nur Farbe sind und welche nicht.


Claire Morgan, "Eternal Return", 2017. Mit freundlicher Genehmigung von David Lawson.

Am anderen Ende des Spektrums gibt es Werke, die so lebendig und lebensecht sind, dass der Betrachter ihre Bestandteile fast vergisst. In "Die Eitelkeit der vermuteten Bedeutung" sitzen zwei Pfauen unbeweglich, aber unglaublich lebendig auf dem Boden, über denen sich eine bunte Explosion von Polyethylen befindet. Das Display ist dramatisch und strahlend, und es ist schwierig, sich an die Untertöne von Körperlichkeit und Gewalt im Display zu erinnern.

Claire Morgan, „Die Eitelkeit, Bedeutung anzunehmen“, 2017. Mit freundlicher Genehmigung von David Lawson.

Bekannt und doch surreal, sind Morgans Werke eine unerschütterliche Darstellung dessen, was uns menschlich macht. Durch die statische, stille Schönheit ihrer Installationen taucht sie tief in die alltäglichen Probleme ein, die uns betreffen, ob sozial, politisch oder ökologisch, und fordert den Betrachter mit ihrer zum Nachdenken anregenden Symbolik und Metaphern heraus.

Ihre neueste Ausstellung „Perpetually at the Center“ mit vier neuen schwebenden Installationen wird bis zum 23. Dezember in der Galerie Karsten Greve zu sehen sein.

Weitere Informationen unter galerie-karsten-greve.com/de.

ilyda chua

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